Die Nachbarn im Haus gegenüber – junge Eltern – ziehen aus.
Vor etwa einer Woche fing es an: Sie trug eine Schranktür vom Schlaf- ins Wohnzimmer. Ich dachte, sie bauen etwas auf oder räumen um. Doch am Wochenende bemerkte ich abends, als mein Blick ins hell erleuchtete Zimmer fiel, dass Raum und Wände fast leer sind. Die beiden liefen zwischen Wohn- und Schlafzimmer hin und her, falteten Umzugskartons auf, verstauten Dinge darin.
An den letzten beiden Tagen lag die Wohnung verlassen da, Jalousien unten, kein Licht. Doch heute Abend sind sie wieder da für die letzten Arbeiten. An der Garderobe im Flur hängen noch zwei Jacken und ein roter Fahrradhelm. Er gehört ihrer Tochter, die hier ihre ersten beiden Lebensjahre verbracht hat und die der Grund sein mag, warum diese Wohnung, in der die beiden allein zuvor jahrelang gelebt haben, nicht mehr ausreicht. Es fehlt ein Zimmer.
Während ich dies schreibe und wieder nach drüben schaue, ist die Garderobe leer und zwei Zeilen weiter hält der Mann sie in der Hand, verstaut sie ebenfalls im Karton. Eine Viertelstunde später ist das Licht aus und sie sind fort.
Ich kannte sie nicht, habe sie nie gesprochen, doch über die Jahre sind sie zu vertrauten Randfiguren meines Alltags geworden, ein stiller Hintergrund meines Blicks aus dem Fenster – und irgendwie werden sie mir fehlen.