im Vorbeifahren

Eine S-Bahn-Fahrt am Sonntagabend, es geht raus bis nach Potsdam.

Am Alexanderplatz versprechen die Plakate des Bauherren rund um die aktuelle Baustelle „New offices for mindful business“. Kaum ein Ort in dieser Stadt, der weniger geeignet wäre als dieser.

Im Monbijoubad haben sie auf dem Rasen ein Rund mit Narzissen angepflanz. In den Schwimmbecken noch Brackwasser.

Wir fahren an der Schuldenuhr der deutschen Steuerzahler*innen vorbei. Ich kann den Stand der roten Digitalanzeige nicht erfassen, es sind zu viele Stellen.

Ein Hotel nahe Bellevue verspricht Widersprüchliches: „The extraordinary every day“.

Im Vierersitz gegenüber nimmt eine Frau Platz, sie zieht ein kleines Etui aus ihrer Tasche. Ein rundes Döschen mit einer weißen Creme, dazu ein fleischfarbenes Gummikissen, mit dem sie sich den Rest der Fahrt die Nägel poliert.

Grunewald: Ein schmaler Streifen Schrebergärten fädelt sich zwischen S-Bahn-Gleisen und Autobahn ein.

Auf der ganzen Strecke immer wieder zwischendrin: leuchtend gelbe Forsythiensträucher, die den Frühling verkünden. Ab und zu Blutpflaume.

Wortungetüme

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