das alles

Mir gefällt eigentlich fast alles hier an diesem künstlichen, in die Jahre gekommenen Ferienort: die zwei- oder dreistöckigen weißen Bungalows im Ibiza-Stil; die kleinen Boutiquen und Touristenlädchen mit ihren seit Jahren und Jahrzehnten gleichen, billig produzierten, überteuert verkauften Souvenirs (Armbänder, Fußketten, Feuerzeuge und Flaschenöffner, Rückenkratzer, Fächer mit Spitze und Flamencokleidchen aus Polyester, Kuscheltiere und Meerjungfrauen, Taschen, Rucksäcke und Kleider für den Strand); die SPAR-Supermärkte mit ihrem ausgesuchten Sortiment aus den Dingen des Alltags (Wasser, Nudeln, Milch) plus den Dingen des Urlaubs (Luftmatratze, Schnorchel, Postkarten); die Flaniermeile mit ein paar „richtigen“ Geschäften; die Essmeile mit ihren Restaurants und Bars, ihrer zu lauten Musik, den beiden Papageien und Preisen auf der Speisekarte, die den Betreibern ein Überwintern ohne Arbeit finanzieren; die Buchten und ihre Strände; Cortados trinken im Strandcafé und Café con leche vorm Insta-Hotspot (ohne ein Handy dabeizuhaben); die beiden Happy Parks mit ihren Trampolinen, Hüpfburgen und Spielautomaten; die wilden Katzen in den Gassen und zwischen den Büschen in unserer Anlage; Pinien entlang den vom Salzwasser zerklüfteten Felsen am Meer; in der Ferne ein Segelboot sehen; Muscheln sammeln; die Freude der Kinder über die Brandung, die sie auf ihren Luftmatratzen ins Meer zieht und wieder an den Strand spült; riesige Oleanderbüsche; das Meeresrauschen als stetes Hintergrundgeräusch; die Möwen über den Dächern; Super Croissant Tradicional und Instant-Kaffee zum Frühstück; der süßlich-harzige Duft der Pinien, der diese Insel und mein Urlaubsgefühl prägt wie kein anderer Geruch – als ich ihn vor sechs Jahren erstmals seit der Kindheit wieder wahrnahm, öffnete er mir einen Topf voll Gold, von dem ich zwar wusste, dass es ihn gibt, irgendwo, aber nicht, wie ich rankomme.

leer

Morgenstund

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