Am Morgen, die Katzen.
Drei weiße und zwei getigerte, eine eher braun, die andere grau.
Sie pirschen durch den Garten der benachbarten Ferienanlage, vorsichtig, hungrig. Ihr Ziel sind die Balkone der unteren Zimmer, denn die Erfahrung hat sie gelehrt: Hier könnte es etwas für sie geben. Ein Stückchen Brot, vielleicht sogar eine Scheibe Wurst, zumindest interessierte Blicke, ein paar freundliche Worte. Und sie haben recht: Die Jungs, die gestern Abend noch auf der Rasenfläche Fußball spielten – zwei Badelatschen das Tor – hängen sich nun über die hölzerne Brüstung, neben ihnen die Mutter im grünen Kleid.
Der Zauber wirkt sofort. Alle sind entzückt von den kleinen dünnen Wesen. Doch die Jägerinnen bleiben auf der Hut, hocken geduckt am Rand der Oleanderbüsche. Ihr Instinkt ist präzise. Zum Rest der Familie tritt nun der Vater auf den Balkon und kippt mit großem Schwung den Inhalt seiner Trinkflasche in das Grün. Die Katzen fliehen, die Familie geht rein, schließt die Balkontür – Aufbruch zum Frühstück.
Ich bleibe mit meinem Kaffee auf der Terrasse sitzen, lese, schreibe, schaue aufs Meer und hinüber zum Hotel. Immer häufiger laufen jetzt Menschen durch den kleinen Ausschnitt, den ich von hier aus sehen kann: zwei Apartment-Blöcke und in der Mitte ein Weg, der zum zentralen Element einer jeden Ferienanlage führt – dem Swimmingpool.
Wie dieses mir seit der Kindheit vertraute Bild mein Gefühl von Urlaub geprägt hat: die geschwungenen steinernen Wege und Treppchen, die entlang von kurz geschnittenen Rasenflächen durch die Anlage führen. Die Grashalme viel breiter und härter als ich es von zuhause kannte. Statt Laubbäumen stehen hier Palmen im Garten und Pinien. Jene sind es, die diesen einzigartigen Duft verströmen, wie mir erst Jahrzehnte später bewusst wird, als ich ihn erneut rieche.